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Benno Orenstein und Arthur Koppel gründeten am 1. April 1876 die "Orenstein & Koppel OHG", welche in einem Werk in Berlin-Schlachtensee Ausstattungen für Feldbahnen, darunter Loren, Gleise und Weichen, herstellt. Es wurden auch Feldbahndampflokomotiven geliefert, diese sind aber von anderen Herstellern (u.a. Jung) gebaut worden. 1885 trennen sich Koppel und Orenstein. Während Orenstein 1892 in Berlin-Schlachtensee mit dem Bau von Feldbahnlokomotiven unter der Firmenbezeichnung "Märkische Lokomotivfabrik" beginnt, übernimmt Koppel unter der Bezeichnung "Arthur Koppel AG" als Lokhändler die Auslandsgeschäfte der O&K und nimmt 1896 den Bau von elektrischen Lokomotiven auf. Diese werden in dem 1890 eröffneten Werk in Bochum gebaut. Eigene Dampflokomotiven baut Arthur Koppel nicht, sondern kauft diese bei Herstellern wie Borsig, Hanomag, Jung, Maffei und auch bei Orenstein selbst. Über 600 Lokkäufe von A. Koppel, Berlin, sind in den Lieferlisten von 1886 bis 1909 verzeichnet.
Da das Orenstein-Dampflokwerk in Schlachtensee ständig ausgelastet ist, wird ein neues Werk beim Bahnhof Drewitz auf der Gemarkung der Gemeinde Neuendorf (seit 1907 Nowawes) errichtet und hier ab dem 1. April 1899 auch Lokomotiven gebaut, jetzt unter der Bezeichnung "AG für Feld- & Kleinbahnen-Bedarf, vormals Orenstein & Koppel". Wohl nur wegen der Nähe zum Bahnhof Drewitz ist der Name der nahegelegenden Gemeinde Drewitz zum Namensgeber der Lokfabrik geworden, korrekter Weise handelte es sich aber ab 1907 um das Werk Nowawes.
Gleichzeitig mit dem Werk beim Bahnhof Drewitz wird 1900 auch ein Werk in Berlin-Spandau eröffnet. Es dient als Waggon- und Weichenbauanstalt, in der neben Weichen- und Signaleinrichtungen auch Schmalspur- und Normalspurwaggons für den Personen- und Güterverkehr entstehen. Ausserdem baut man hier bis zum Ersten Weltkrieg auch elektrische Lokomotiven für Gruben-, Feld- und Werkbahnen. Mitte der 1920er Jahre entstehen hier die ersten Triebwagen für die Berliner S-Bahn.
1905 werden die "Stahlbahnwerke Freudenstein" übernommen. Nach dem Tod von Arthur Koppel 1908 wird die "Arthur Koppel AG" wieder in das Unternehmen integriert und der Name in "Orenstein & Koppel - Arthur Koppel AG" geändert. Der Bau elektrischer Lokomotiven endet damit wenige Jahre später. 1930 wird die Aktienmehrheit der Dessauer und Gothaer Waggonfabrik übernommen. Im selben Jahr beginnt man im Werk Nowawes nun auch Motorlokomotiven zu bauen. Das Werk wird ab 1938 als O&K Werk Babelsberg bezeichnet, da in diesem Jahr die Stadt Babelsberg durch die Zusammenlegung von Nowawes, Neubabelsberg und Klein-Glienicke entsteht, welche ein Jahr später nach Potsdam eingemeindet wurde. Im Zuge der sogenannten Arisierung, sprich Zwangsenteignung, wird die Orenstein & Koppel AG unter treuhänderische Verwaltung gestellt und am 1. April 1940 in "Maschinenbau und Bahnbedarfs AG MBA, vormals Orenstein & Koppel" umbenannt. 1941 wird auch noch der Zusatz Orenstein & Koppel aus dem Namen entfernt und nur noch der Kürzel MBA verwendet. Zwar übersteht das Werk alle Bombenangriffe auf Berlin, nach einem Brand im Verwaltungsgebäude und der Demontage werden aber auch hier keine Lokomotiven mehr gebaut.
1946 wird die Produktion von Lokomotivkesseln im Werk Babelsberg wieder aufgenommen und ein Jahr später am 30. April 1947 die erste Nachkriegs-Lokomotive ausgeliefert. Am 18. März 1948 erfolgt die Umwandlung in einen volkseigenen Betrieb und damit die Umbenennung in "LOWA Lokomotivbau Karl Marx, Babelsberg", kurz LKM. Gebaut werden Dampf- und Diesellokomotiven, wobei der Dampflokbau 1960 endete. 1969 werden aber nochmals Dampfspeicherlokomotiven geliefert. 1976 erfolgte die letzte Dieselloklieferung, bereits 1964 war ein Teil der Diesellokproduktion (Typ V60D) an die LEW Lokomotivbau Elektrotechnische Werke abgegeben worden. Bis dahin wurde die Fertigung auf andere Produktionszweige umgestellt und das Werk in den VEB Kombinat Luft- und Kältetechnik, Betrieb Karl Marx, Babelsberg umbenannt. Eine dritte Serie von feuerlosen Dampfspeicherlokomotiven sollte zwar beim LKM entstehen, jedoch verlagert man diese, samt Maschinen und bereits gefertigte Lokteile in das RAW Meiningen. Mit der Einstellung des Lokomotivbaus schied LKM auch aus dem VEB Kombinat Schienenfahrzeuge aus, dessen Rechtsnachfolger die heutige Bombardier Transportation Berlin ist. Auf dem Babelsberger Werksgelände befindet sich heute ein Gewerbepark.
Bereits vor dem I. Weltkrieg hat O&K Motorlokomotiven geliefert: Die MONTANIA AG vormals Gerlach & König in Nordhausen baute seit 1907 Motorlokomotiven, die über O&K verkauft wurden. Bis zur Übernahme des Werks durch O&K am 8. Juni 1912 hatte man hier bereits 1.212 Motorlokomotiven gefertigt. Die neue Firmenbezeichnung lautet "Orenstein & Koppel, Arthur Koppel, Maschinenfabrik Montania, Nordhausen", ab 1916 nur noch "Orenstein & Koppel AG - Nordhausen", da eine Firma in Hamburg die Rechte an dem Namen MONTANIA besitzt. Durch die Beschlagnahmung aller Lokomotiven durch die Heeresfeldbahn im I. Weltkrieg und den Wegfall der Exportmärkte wird das Werk hart getroffen und muß Ende 1925 sogar für drei Monate die Produktion ganz einstellen. Auch Anfang der 1930er Jahre kommt die Produktion fast zum Erliegen. Wenige Jahre später hat sich das Werk aber erholt. Bis 1935 sind in Nordhausen unter O&K weitere 5.299 Lokomotiven gebaut worden, 9.371 Stück bis zur letzten Lieferung im Januar 1942. Dann ist der Lokbau einschließlich 421 bereits begonnener Lokomotiven nach Prag verlagert worden. Nach dem Krieg wird der Lokomotivbau in Nordhausen nicht wieder aufgenommen, in Prag hingegen werden unter der "Stavostroj Praha n. p. závod Stavoloko Vysocany" noch bis Ende der 1950er Jahre O&K-Feldbahnlokomotiven in Kopie als BN15 (= MD1), BN30 (= MD2) und BN60 (= MD4) gebaut.
Im Westen Deutschlands wird ab 1949 wieder die Bezeichnung "Orenstein & Koppel AG" verwendet, die nach dem Zusammenschluß mit der Lübecker Maschinenbau AG LMAG 1950 in "Orenstein-Koppel und Lübecker Maschinenbau AG" geändert wird. Im Werk Dortmund-Dorstfeld baut man ab 1950 wieder Lokomotiven, allerdings ausschließlich Diesellokomotiven. 1981 wurde die letzte Lok ausgeliefert und damit endete nach fast 90 Jahren der O&K-Lokbau. Das Werk in Dorstfeld samt Lokbauhallen gibt es auch heute noch, allerdings werden diese anderweitig genutzt und so sind z.B. die beiden Schiebebühnen in den Hallen verschrottet worden.
Anzumerken ist, dass auch das O&K-Werk in Berlin-Spandau nach dem Zweiten Weltkrieg wieder den Bau von Schienenfahrzeuge für den Nahverkehr (u.a. Trieb- und U-Bahnwagen) aufnahm. Auch hier endete die Fertigung 1981.
O&K war bis zum II. Weltkrieg der große Hersteller von Feldbahnlokomotiven. So wie es heute normal ist, auf einer Baustelle Bagger von O&K anzutreffen, so war es früher normal O&K-Baulokomotiven zu verwenden. Dies galt für Dampflokomotiven in gleicher Weise wie für Motorlokomotiven. Normalspurige Schienenfahrzeuge folgten erst ab den 1930er Jahren in größeren Stückzahlen, hier vor allem Rangierdiesellokomotiven (Köf, V 36) und die Einheitslokomotiven der Baureihe 44 und 50 für die DRG. Außerdem werden auch Triebwagen, u.a. für die S-Bahn in Berlin, gebaut.
Nach dem II. Weltkrieg übernimmt das VEB Lokomotivbau Karl Marx den Diesellokbau für die DDR, während der zweite große Lokhersteller, die Lokomotivbau Elektrotechnische Werke LEW, sich auf die Produktion von elektrischen Lokomotiven konzentriert. Darunter sind jetzt auch Großdiesellokomotiven wie die V 180. Bis Ende der 1950er Jahre entstehen neben Dampflokomotiven für die DR vor allem schmalspurige Dampf- und Diesellokomotiven, die mit ca. 4160 Stück mehr als die Hälfte der insgesamt gebauten Lokomotiven ausmachen. Nach der Aufgabe des Dampflokbaus werden Anfang der 1960er Jahre vor allem dieselhydraulische Rangier- und Streckenlokomotiven gebaut. In rund 30 Produktionsjahren fertigt der LKM in Babelsberg rund 7760 Lokomotiven, rund ein Drittel davon für den Export.
In Dortmund liefert man ab 1949 wieder kleine Feldbahn-Diesellokomotiven, diese stammten anfangs aber von der SCHÖMA. Die eigene Lokomotivproduktion wird 1950 aufgenommen, der Schwerpunkt lag anfänglich bei Feldbahnloks, die bis in die 1960er Jahre einen Großteil der Lieferungen ausmachten. Mit den ersten Gelenkwellen-Loks verlagerte sich der Schwerpunkt auf zweiachsige Normalspurloks. Auch dreiachsige und große Drehgestell-Loks wurden, wenn auch nur in geringen Stückzahlen, gebaut. Zwar hat man auch noch eine diesel-elektrische Lok ins Programm aufgenommen, die Lokproduktion wurde aber wenig später im Jahre 1980 nach rund 1700 Loklieferungen eingestellt.
In der folgenden Tabelle wurde berücksichtigt, daß zum Teil auch Kessel und Bagger mit in der Fabriknummernlisten aufgeführt wurden. Ebenso sind die frei gebliebende Fabriknummern und Lieferungen fremder Hersteller (SCHÖMA) berücksichtigt. Die Zahlen zum Werk Nordhausen stammen aus O&K-Geschäftsberichten. Zum Lokomotivbau Karl Marx LKM kann die Zahl der gebauten Lokomotiven genau genannt werden, da diese aus einer Referenzliste hervorgeht.
Werk | Fabriknummern | im Zeitraum | gelieferte Lokomotiven | Bemerkung |
---|---|---|---|---|
Märkische Lokomotivfabrik | 1 - 336 | 1892 - 1899 | Dampflokomotiven (und 1 Kessel) | |
Drewitz- Nowawes- Babelsberg | 337 - 14.387 | 1899 - 1945 | Dampflokomotiven (und 962 Kessel; 21 annullierte Bestellungen, eine bei Franco Belge gebaut und zu 102 Fabriknummern gibt es keine Lieferangaben) | |
Nowawes- Babelsberg | 20.000 - 21.705 | 1930 - 1943 | Diesellokomotiven (und zu 110 Fabriknummern gibt es keine Lieferangaben, 34 annullierte Bestellung) | |
MONTANIA Nordhausen | 1.213 - 12.003 | 1912 - 1942 | Motorlokomotiven | |
LKM | Typenzählung | 1947 - 1976 | Dampf- und Diesellokomotiven | |
Dortmund | 25.000 - 26.972 | 1950 - 1981 | Diesellokomotiven (und 2 Umbauten, 166 von Schöma und 8 nicht geliefert, 34 FNr. blieben frei, 1 ist nicht bekannt/nachweisbar, 2 FNr. doppelt) | |
Durch die Veröffentlichung des O&K-Lieferverzeichnis von Bude-Fricke-Murray sind alle Dampflokomotivlieferungen bis zum Ende des II. Weltkriegs bekannt.
Die originalen Lieferunterlagen des Werks Nordhausen sind durch eine Privatperson vor der Vernichtung gerettet worden, der Archivbestand des Werkes Nordhausen befindet sich heute im Thüringischen Hauptstaatsarchiv in Weimar.
Die Vorkriegs-Dieselloklieferungen aus der Werk in Babelsberg sind "vollständig" (es gibt kleinere Lücken) bekannt. Die bisher in Archiven vorgefundenen LKM-Unterlagen ergeben zwar ein vollständiges Bild der von LKM gelieferten Lokomotiven, eine vollständige Lieferliste ist hingegen bisher nicht bekannt. So fehlen zu 1866 Fabriknummern (rund einem Viertel der insgesamt gebauten LKM-Lokomotiven) konkrete Lieferangaben, wobei dies hauptsächlich die Feldbahndampf- und Feldbahndiesel-Lokomotiven betrifft. Vollständig sind hingegen die Lieferunterlagen des Werks Dortmund ab 1950 bis 1981.
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